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Diese “wilde Idee” hat mich dann überraschend zu meinem Traumjob geführt.

Unternehmerinnen Talk mit Anna Yona, Founder & Co-Company Lead, Wildling Shoes

Anna Yona gründete gemeinsam mit ihrem Mann im Jahr 2015 das Unternehmen Wildling Shoes. Wildling Shoes sind Minimalschuhe für Kinder und Erwachsene. Sie zeichnen sich dadurch aus, dass sie vorwiegend aus ökologischen Naturstoffen und unter Einhaltung von fairen Arbeitsbedingungen handgefertigt werden.

Das Unternehmen hat schon etliche Design-, Gründer- und Unternehmerpreise gewonnen und zählt zu den bekanntesten Unternehmen, die auch Themen wie „New Work“ aktiv leben. Eine Vielzahl an Mitarbeiter:innen von Wildling sind Mütter (Frauenanteil ca. 70%) und arbeiten, aus ganz Deutschland kommend, überwiegend remote zusammen. Außerhalb von Corona-Zeiten finden auch regelmäßig Offline-Treffen statt. Das mittelständische Unternehmen beschäftigt aktuell knapp 270 MitarbeiterInnen.

Die vertrauensbasierte Unternehmenskultur wird durch eine klare Unternehmensstrategie und Definition von Unternehmenszielen, die auf das Team heruntergebrochen werden, ergänzt. (OKR-Managementmethode)

GründerMütter: Hallo liebe Anna, wie schön, dass wir dich hier begrüßen dürfen und ein paar Einblicke in die Gründung sowie in deinen Unternehmerinnen-Alltag gewinnen dürfen. Für uns ist es ein ganz besonderes Interview. Mit dir hat damals die GründerMütter Reise angefangen. Du warst bei unserem ersten GründerMütter Meetup im Januar 2019 die Speakerin.

Auch wenn du vielen bekannt bist, magst du dich noch einmal vorstellen? Wer bist du & was machst du?

Anna Yona, Wildling Shoes: Ich bin Anna, 43, Mutter von drei Kindern. 2015 habe ich Wildling zusammen mit meinem Mann, Ran, gegründet. Aktuell bin ich Co-Company Lead bei Wildling. Ich teile mir die Geschäftsführung mit meinem Kollegen, Sebastian Feuß. 

GründerMütter: Wie bist du zur Selbstständigkeit gekommen? Hattest du schon immer den Wunsch ein eigenes Unternehmen zu führen?

Anna Yona, Wildling Shoes: Die Selbständigkeit war eher ein Zufall. Ran und ich haben lang in Israel gelebt. Unsere Kinder sind dort geboren und quasi barfuß aufgewachsen. 2013 sind wir nach Deutschland zurückgezogen und brauchten das erste Mal Schuhe für unsere Kinder. Wir konnten aber nichts finden, was sie mit ihren Füßen, die Freiheit gewohnt waren, tragen wollten. Da ist die Idee entstanden Schuhe zu entwickeln, die ein Lebensgefühl “wie barfuß” mit wirklich nachhaltigen Materialien und fairer Herstellung verbinden. Diese “wilde Idee” hat mich dann überraschend zu meinem Traumjob geführt.

Meine Tage haben wenig Routine.

GründerMütter: Wie sieht ein typischer Tag für dich aus? Dein Mann ist Co-Founder. Wie teilt ihr euch die Arbeit auf? Auch die Care-Arbeit mit euren drei Kindern?

Anna Yona, Wildling Shoes: Meine Tage haben wenig Routine. Sie bestehen aus Meetings (oft virtuell, gern auch mal in Person), kurzen Reisen zu Kooperationspartner*innen, PR-Arbeit und auch mal kreativen Momenten, wie Materialauswahl, Mitarbeit an Produktentwicklung oder Kollektionsentwürfen. Ran kümmert sich um besondere Projekte in der Produktentwicklung und Markenbildung, aber auch sehr viel um das Familienmanagement. Er übernimmt die tägliche Orga mit den Kindern, Kochen, Einkaufen, etc. und hält mir damit extrem den Rücken frei. 

GründerMütter: Du hast zusammen mit deinem Mann innerhalb von 6 Jahren ein Unternehmen mit 275 Mitarbeitenden aufgebaut. Absoluter Wahnsinn! Was sind deine drei Tipps für Selbstständige, die wachsen möchten?

Anna Yona, Wildling Shoes: Wachstum war für uns nie Ziel oder Selbstzweck, sondern einfach eine Folge daraus, dass wir uns mit sehr viel Leidenschaft auf unsere Kernkompetenzen konzentriert haben. Das wäre auch mein Tipp für Selbständige – Fokus, Fokus, Fokus 😉
Konzentration auf das Wesentliche, das Alleinstellungsmerkmal und auch auf die Arbeit an sich. Viel Ablenkung, Multitasking etc. sind vor allem in der anstrengenden Gründungsphase schwierig. 

Konzentration auf das Wesentliche, das Alleinstellungsmerkmal und auch auf die Arbeit an sich.

GründerMütter: Deine Arbeit wurde schon oft durch Preise ausgezeichnet. Erst vor ein paar Monaten hast du den deutschen Gründerpreis gewonnen. Herzlichen Glückwunsch noch dazu! Auf welche Momente, Schritte, Meilensteine deines Business-Lebens und / oder von Wildling bist du besonders stolz?

Anna Yona, Wildling Shoes: Ich weiß nicht, ob “stolz” der richtige Ausdruck ist. Aber ich bin glücklich darüber, dass Wildling sich treu geblieben ist und wir es geschafft haben unsere Unabhängigkeit und Entscheidungsfreiheit zu bewahren. Nachhaltigkeit und Fairness sind uns immer wichtig gewesen, aber durch Wildlings finanzielle Möglichkeiten und Teamkompetenzen können wir mittlerweile eigene Wege gehen und neue Lösungen anstreben. Gemeinsam etwas bewegen zu können, motiviert uns alle.  

GründerMütter: Wildling ist ein nachhaltiges Unternehmen. Was bedeutet Nachhaltigkeit in diesem Zusammenhang für dich?

Anna Yona, Wildling Shoes: Wir sprechen mittlerweile lieber von “Regeneration” statt Nachhaltigkeit, weil Nachhaltigkeit – etwas auf dem aktuellen Level bewahren – angesichts der akuten Herausforderungen von Klimawandel und sozialer Ungerechtigkeit einfach nicht mehr ausreicht. In dem Moment, wo es nicht nur darum geht, so wenig Schaden wie möglich anzurichten, sondern vielmehr darum einen positiven Einfluss zu haben – großzügig zurückzugeben an die Gesellschaft, an Mensch und Natur –  beginnt man ganz anders über wirtschaftliche Aktivitäten nachzudenken. Unser Ziel ist es Wege zu definieren, wie solch ein Wirtschaften aussehen kann – angefangen vom Anbau der Rohstoffe, über Fertigung, Reparatur und Recycling bis hin zum Umgang mit Finanzen, mit Arbeitskultur und mit geteiltem Wissen und Eigentum. 

Wir sprechen mittlerweile lieber von “Regeneration” statt Nachhaltigkeit

GründerMütter: Ich erinnere mich immer gerne an deinen Tipp aus dem Meetup im Januar 2019 zurück. Du sprachst davon, dass es wichtig ist, sich bereits in der Planung & dem Aufbau des eigenen Businesses eine Community in den sozialen Netzwerken aufzubauen. Follower sollten schon während der Entwicklung des Produktes neugierig darauf gemacht werden, was kommt. Welche Rolle spielen soziale Netzwerke für dich jetzt persönlich und für Wildling? Wieviel Zeit verbringst du am Tag etwa online in den Socials?

Anna Yona, Wildling Shoes: Nach wie vor ist unsere Community ein ganz wichtiger Baustein von Wildling – sowohl durch direktes Feedback, das uns ermöglicht unsere Produkte kontinuierlich zu verbessern, als auch als Verstärkerin und Multiplikatorin von Ideen und möglichen Lösungen. Kreislaufwirtschaft funktioniert nur im komplexen Zusammenspiel von Gesellschaft und Organisationen.

Die sozialen Netzwerke ermöglichen eine Vernetzung und Beziehungsaufbau, die dafür essentiell sind. Dennoch ist die Interaktion durch geringere organische Reichweite schwerer geworden und es passt uns nicht Unternehmen zu unterstützen, hinter deren Praktiken wir nicht stehen können. Dennoch gibt es für uns aktuell noch keine Alternative. Ich persönlich nutze Social Media recht gezielt zur Vernetzung und zum Lernen, aber die Zeit in den Netzwerken fühlt sich dennoch meist leer an. Nach 30 Minuten erinnert mich mein Handy daran, dass ich noch andere Ziele im Leben habe.

Nach 30 Minuten erinnert mich mein Handy daran, dass ich noch andere Ziele im Leben habe.

GründerMütter: Wenn wir schon beim Digitalen sind. Was sind deine drei digitalen Lieblingstools, die dir den Arbeitsalltag erleichtern? 

Anna Yona, Wildling Shoes: Asana, Slack und Google.

GründerMütter: Was ist dein Motto oder dein Lieblingszitat? 

Anna Yona, Wildling Shoes: Unmöglich ist keine Tatsache, sondern eine Haltung. (Christiana Figueres)

und

“Changing your mind is the best way to find out whether or not you still have one” (Taylor Mali)

Vielen Dank für das spannende Interview, Anna!

Ein weiteres spannendes Interview mit Unternehmerin Julia Bösch, Founder und Geschäftsführerin OUTFITTERY findest du hier.


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Stefanie Gundel

Stefanie ist die Gründerin der GründerMütter. Sie liebt das lebenslange Lernen und kreative Gedankenprozesse. Sie arbeitet als Dozentin an einer Hochschule und lehrt Entrepreneurship und Gender Equality. Zudem hat Stefanie drei Kinder und lebt in Düsseldorf.

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