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Ob ich verrückt bin? Nein, nur alleinerziehend und selbstständig!

Wie du den Spagat zwischen Familie und Business auch alleine rocken kannst

Du bist vielleicht schon länger alleinerziehend und hast den Wunsch, dich selbstständig zu machen? Oder du bist schon selbstständig und trägst dich mit dem Gedanken an eine Trennung? Fragen und Zweifel plagen dich. Schaffe ich das alleine? Was, wenn es nicht klappt? Was, wenn ich scheitere? Eine Selbstständigkeit ohne die augenscheinliche Sicherheit und Unterstützung durch den Partner oder die Partnerin ist ein hehres Ziel – keine Frage. Doch möglich ist alles – meistens. Nicht immer. Oder doch eher selten? Tipps, Tricks und ein Erfahrungsbericht. 

Montagvormittag, 11 Uhr. Alles ist in bester Ordnung. Die Aufträge laufen, die Worte fließen nur so in die Tastatur, mein Kaffee steht neben mir – da klingelt das Telefon. Die Schule. Mal wieder. Das große Kind fühlt sich krank und muss abgeholt werden. Sofort, bitte! Dabei wollte ich doch grade das wichtige Telefonat mit einem potentiellen Kunden beginnen. Aber ok, man kennt´s. Absagen, um Verständnis bitten, kurz aufregen, ab ins Auto.

Auf dem Weg zur Schule errechne ich die Wahrscheinlichkeit, mein Arbeitspensum heute noch zu schaffen und das Risiko eines Nervenzusammenbruchs am Abend. Denn fuck, morgen ist die Präsentation, die ich noch vorbereiten muss. Absagen wäre kein Problem – so generell. Aber: der Auftrag ist wichtig. Ich will ihn – UNBEDINGT! Und ehrlich gesagt: ich brauche ihn auch! Kein Netz, kein doppelter Boden, kein Arbeitgeber, bei dem ich mich krank melden kann; so ist das eben: alleinerziehend und selbstständig. 

Aber ich will mich nicht beschweren: der Papa meiner Kids ist ein Segen was Absprachen und Unterstützung betrifft und übernimmt überall, wo mir die Ideen und die Kraft ausgehen. Das das leider großes Glück und keine Selbstverständlichkeit ist, das weiß ich. Vielen geht es anders. Völlig allein auf weiter Flur managen wir alleinerziehenden Selbstständigen nicht nur die Familie, sondern auch noch das Business. 

Als ich alleinerziehend wurde, war ich schon 7 Jahre selbstständig und es war völlig klar, dass das auch so bleiben soll. Und trotz der großen Routine in der Selbstständigkeit war der Wechsel ins Solo-Mama-Sein ein ganz krasser Einschnitt. Einer, den ich eigentlich erst nach knapp einem Jahr so richtig bemerkt habe. Vor allem mental. Ich war wie ausgebrannt und vor allem: müde. Einfach sehr sehr müde. Und ich musste mir eingestehen, dass ich nicht alles so weitermachen kann; mit der gleichen Perfektion und dem gleichen hohen Anspruch wie eh und je. 

Doch welches Mindset und welche Struktur braucht es eigentlich, um alleinerziehend und selbstständig zu sein? 

1. Die genaueste Planung aller Zeiten!

Wer selbstständig ist, hat schwankende Einkünfte, aber meist konstante Ausgaben. Da du als Alleinerziehende alles alleine trägst, ist eine genaue Budgetplanung nicht nur hilfreich, sondern quasi lebensnotwendig. Das musste ich selbst nach vielen Jahren Selbstständigkeit erst so richtig erfahren, als ich zu 100% alleine verantwortlich war. Sei ehrlich zu dir selbst und leg alles offen. Je genauer du weißt, welches Budget du monatlich erwirtschaften musst, desto sicherer wirst du dich fühlen.

Mir hilft seit Neuestem ein Budget Planer für verschiedene variable Ausgaben wie Lebensmittel, Drogerieartikel, Freizeit und weitere Kategorien. Dafür hebe ich monatlich Bargeld ab und gebe es in die verschiedenen Bargeld-Umschläge. Am Ende des Monats prüfe ich, wie viel ich pro Kategorie ausgegeben habe. Das Ziel: einen Überblick über die variablen Kosten zu bekommen, mehr bar zu bezahlen und mit etwas Glück auch was zu sparen. 

2. Work-Life-Balance: aber so richtig!

Klar, die gesunde Work-Life-Balance ist in aller Munde, aber aus eigener Erfahrung sag ich dir: die richtige Balance ist bei alleinerziehenden Selbstständigen noch wichtiger als sowieso schon. Klar ist: wir brauchen alle Ressourcen, die uns zur Verfügung stehen für uns selbst und unsere Kids. Die Energiespeicher dürfen nicht leer laufen – niemals nie! Sonst bricht am Ende alles zusammen.

Heißt: deine Tagesplanung ist der Schlüssel zu einer gesunden Balance. Verzichte nach Möglichkeit auf Termine am Abend und am Wochenende und finde sehr klare Zeiten, in denen du ganz für dein Business da bist. Ist Kinderzeit, dann ist Kinderzeit. Ohne Unterbrechung, ohne Termine. Und vor allem: ohne innere Ablenkung. Das heißt: lass dein Business Business sein, wenn du Zeit mit deinen Kindern verbringst. Nichts ist nach meiner Erfahrung dauerhaft belastender, als die verschiedenen Bereiche deines Lebens ineinanderlaufen zu lassen. Abgrenzung war und ist für mich ein bedeutender Schlüssel für mehr innere Sicherheit und Konzentration. 

3. Unterstützung ANNEHMEN!

Mal ehrlich: wir Mütter denken ja prinzipiell immer, wir könnten alles alleine. Kommt dann noch dazu, dass wir alleinerziehend sind, wollen wir es erst recht allen beweisen. Vielleicht auch, weil uns Schuldgefühle begleiten oder wir denken, wir wollten es doch schließlich selber so. Heute kann ich sagen: das ist nicht nur doof, das ist lebensgefährlich! Nimm jede Hilfe, die du bekommen kannst, dankend an und warte nicht drauf, dass Sie dir angeboten wird, sondern frag aktiv danach. Als ich angefangen habe, aktiv zu kommunizieren, dass ich konkrete Unterstützung benötige, wurde alles so viel leichter.

Deine Freundin bietet dir an, dir den einen oder anderen Einkauf mitzubringen? Sag ja! Die Mutter des Kindergartenfreundes deines Kindes könnte dein Kind immer mit aus der Schule bringen? Sag ja! Mittwochs übernimmt Opa die Betreuung und freut sich sogar drauf? Sag ja, ja, ja! Weg mit den Schuldgefühlen oder dem Empfinden, dass man das als Mama doch eigentlich alles selbst machen müsste. Musst du nicht. Und übrigens: Es gibt verschiedene Unterstützungs- und Hilfsangebote für Alleinerziehende. Informiere dich über staatliche Leistungen. Auch lokale gemeinnützige Organisationen bieten oft Hilfe an, sei es in Form von finanzieller Unterstützung oder praktischer Hilfe im Haushalt.

4. Bitte bitte weg mit der Perfektion!

„Warum sieht´s hier denn schon wieder so aus?“ „Wann soll ich das denn alles noch machen?“ „Früher hab ich das doch auch geschafft?“ Vielleicht ereilen dich diese Fragen auch, wenn du dich abends in deinem Zuhause umschaust und nur noch Chaos entdecken kannst. Vielleicht schaffst du es aktuell auch nicht, dich mit deinen Freundinnen und Freunden zu treffen, vergisst Termine, ärgerst dich über die vertrockneten Pflanzen vor der Haustüre oder willst gar nicht an die klebrigen Eisreste hinten auf der Rückbank deines Autos denken.

Klar: es gibt viel zu tun – als Alleinerziehende erst recht. Bist du dann noch mit einem Perfektionsanspruch gesegnet, wird es doppelt schlimm. Klar, du könntest nun weiterhin dem Bild eines perfekt gepflegten Haushalts mit gesund blühenden Pflanzen und sauberen Auto-Rückbänken hinterherlaufen. Aus eigener Erfahrung kann ich dir aber sagen: es macht nicht glücklich. Zumindest nicht dauerhaft. Erst recht nicht deine Kinder!

Deine Stunden pro Tag sind begrenzt und es ist ratsam, sich wirklich gut zu überlegen, für was sie sinnvoller eingesetzt sind. Kurzum: arbeite an deiner Haltung, nicht an deiner Wäsche! Sieh also professionell über „Mount Washmore“ hinweg und arbeite ihn lieber Stück für Stück ab, als in einer Hauruck-Aktion die ganze Nacht verzweifelt zu waschen, um endlich wieder alles unter Kontrolle zu haben. Denn du weißt ja: „Die Arbeit läuft dir nicht davon, wenn du deinem Kind einen Regenbogen zeigst. Aber der Regenbogen wartet nicht, bis du mit der Arbeit fertig bist.“

5. SELBSTfürsorge beginnt mit dir selbst!

Jaja, Zeit für dich selbst ist wichtig, das weißt du ja sowieso schon, nicht wahr? Aber setzt du es im Alltag auch um? Nimmst du dir wirklich Zeit für dich, oder scrollst du in den 30 Minuten, die du auf der Couch für dich hast, doch nur durch Insta und fühlst dich nachher schlechter als vorher? Na, erwischt? Sich Zeit für dich selbst zu nehmen, kann heißen, Dinge zu tun, die dir gut tun.

Ein regelmäßiger Spaziergang, ein Thermenbesuch, Yoga, Massage, der lang ersehnte Kaffee mit deiner Freundin. Es sollte aber ebenso bedeuten, dir Zeit für einen Check-in bei dir selbst zu nehmen. Geht’s mir grade gut? Was brauche ich? Fühle ich mich gut mit meinem Alltag? Vertrete ich noch meine Ziele, meine Werte, meine Wünsche? Und falls nicht: wie kann ich es ändern? Selbstfürsorge fängt bei der Massage an und hört immer nur bei dir selbst auf. Nur DU bist die Gestalterin deines Lebens – Selbstfürsorge zu einer selbstverständlichen Haltung dir und deinem Leben gegenüber werden zu lassen, hilft dir enorm dabei. 

6. Austausch, Austausch, Austausch!

Finde Gleichgesinnte, sei es in lokalen Alleinerziehenden-Gruppen oder in Online-Communities. Der Austausch mit anderen Alleinerziehenden kann nicht nur moralische Unterstützung bieten, sondern auch wertvolle Tipps und Ratschläge. Komm regelmäßig zu den GründerMüttern, netzwerke selbst, wo immer du kannst, besuche Messen oder nehme an Workshops für Alleinerziehende teil: was immer es ist: mach es! Jeder Austausch mit Gleichgesinnten bringt dich weiter und lässt dich an deiner Haltung deinem Business und deinem Leben gegenüber arbeiten. 

Der Weg zur alleinerziehenden Selbstständigen kann immer wieder steinig sein, aber er lohnt sich. Hab Geduld. Hab Durchhaltevermögen. Hab Vertrauen! Und mach dir klar: mit einer authentischen Haltung, mit Ehrlichkeit, mit finanzieller Unabhängigkeit, mit Mut und Selbstfürsorge bist du ein absolut leuchtendes Vorbild für deine Kinder. Auch wenn sie krank im Bett liegen, die Pflanzen vor der Haustür vertrocknen und das Eis immer noch auf der Rückbank klebt. Und was, ja was, wollen wir eigentlich mehr?


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